Tränen und Glück finden sich in der Stille…

Ich weiß nicht ob… (Ktgb)

 

 

 

 

Ich weiß nicht ob ich einfach überempfindlich bin, oder ob sich mein Körper einfach nur wehrt. Seit vergangenem Donnerstag bekomme ich die Herzeptinbehandlung (Infusionen in 3 Wochenabständen) und muss jeden Abend eine Tamoxifentablette einnehmen. Tamoxifen ist, wenn auch in schwächerer Form eine Chemotherapie die sehr viele unangenehme Nebenwirkungen haben kann. Leider habe ich noch keine Mitpatientinnen getroffen, die diese Tablettentherapie hinter sich haben, und mir ihre Erfahrungen weitergeben könnten. Bei der Herzeptinbehandlung wird mir ein wenig schwindlig, weil mein Kreislauf absackt, aber das ist schon in Ordnung – auch die leichten Kopfschmerzen sind für mich Ok, aber die Tamoxifentabletten zeigen bereits erste Anzeichen wie ich sie schon bei der Chemotherapie hatte. Mein Mundinnenraum ist entzündet, ich bin unkonzentriert, zittere leicht und bin sehr schlapp. Gerade hatte ich mich gefreut meine Denkfähigkeit wieder zu bekommen und jetzt fängt es wieder an, dass ich manche Sachen vergesse – nicht im üblichen Sinne „mal etwas vergessen“ – sondern vermehrt. Das greift meine Psyche an und macht mich unzufrieden und ängstlich. Ängstlich, weil ich immer daran denken muss, was denn ist, wenn es so bleibt und ich mich nicht mehr davon erhole. Hatten mir die Ärzte doch gesagt, dass ich Ende Juni, Anfang Juli alle Chemie aus meinem Körper habe und wieder normal ticke – und jetzt geht es von vorne los, mit den Tamoxifentabletten. Erstmal habe ich die Tabletten eingenommen ohne den Beipackzettel zu lesen, damit ich mich in nichts hineinsteigere, aber seit gestern sind die ersten Nebenwirkungen da und deshalb habe ich ihn heute gelesen – und was ich da gelesen habe hat mich erschreckt. Zu meinem Leidwesen ist mein Mann jetzt auch für eine Woche beruflich weg und ich fühle einfach nur Angst in mir, dass etwas Unvorhergesehenes passiert. Ja, meine Kinder sind noch da, aber die möchte ich außen vorlassen, sie sollen nicht unter meiner „Hysterie“ leiden, deshalb gebe ich mich ihnen gegenüber auch  mehr als Zuversichtlich und spiele alles herunter. Allerdings brauche ich sie für kleinere Tätigkeiten wie Einkaufen und den Abfall zu entsorgen, denn durch die Tabletteneinnahme hat sich mein Asthma wieder verstärkt und ich kann gerade mal 20 Meter laufen ohne stehen zu bleiben, um Luft zu holen. Morgen möchte ich mit den Kindern zum Ordnungsamt, weil beide ihre Personalausweise verloren haben, d.h. meine Tochter ihre gesamten Papiere und anschließend muss ich nach Köln fahren, um mir eine neue Perücke auszusuchen. Telefonisch habe ich schon die Bestätigung der Krankenkasse, aber sie brauchen natürlich einen Kostenvoranschlag. Ich freue mich auf das Aussuchen der neuen Perücke, dass ist ungefähr so, als würde eine deprimierte Frau ein paar Schuhe kaufen. Habe mir anscheinend doch noch ein wenig Humor bewahrt. Gefühlsmäßig bin ich 2 Personen, eine die Angst hat und endlich ihre Ruhe haben will und die andere, die froh und glücklich ist schon so weit gekommen zu sein und wieder mal anfängt die Infusionen zu zählen, damit sie auch weiß wann Bergfest ist und dann nach unten zählen kann. Und doch fühle ich mich wieder einmal hilflos und muss auch schon mal in unbeobachteten Augenblicken weinen – warum ? – ich weiß es nicht. Mein Seelenleben ist einfach chaotisch. Ich fühle mich allein unter Vielen und weiß nicht wieso, denn ich bin ja nun wirklich nicht alleine – doch irgendwie ist man wohl immer mit der Bewältigung einer Krankheit alleine, denn keiner kann sich wirklich in einen anderen hineinversetzen.

In diesem Monat hat mein Vater seinen 2. Todestag und das belastet mich auch, denn er war zum Schluss ein Mann der umsorgt werden musste, der gerne lebte und doch manchmal tot sein wollte, er war genauso zerrissen in seinen Gefühlen wie ich es heute bin – nur eben in anderer Hinsicht. Meine Mutter hat im kommenden Monat ihren 16. Todestag und ich mache mir heute noch Vorwürfe nicht genug für sie getan zu haben als sie mich brauchte. Vielleicht trägt dies alles auch dazu bei, dass ich so in mir zerrissen bin, dass ich einfach nicht den Verstand sondern nur das Gefühl einsetze.

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  Liebe Grüße Elke

 

 

 

3 Antworten

  1. Ute

    Hallo liebe Elke.
    Ich wünsche dir die Kraft der ganzen Welt,
    in gedanken sitze ich neben dir und wenn du Angst hast ist das nur normal.
    Wer diese Krankheit hat,darf Angst haben.
    Du bist so Starck das du das schaffst.
    Ich drück dich und halte deine Hand.
    Liebe Grüsse Ute

    18. März 2007 um 00:28

  2. ein Leben

    hallo, Elke, schicke Dir ein paar ganz liebe Grüße und  viele  Gedanken, die Dir Zuversicht und  ein wenig Trost geben sollen. Mit dieser Krankheit zu leben ist nicht leicht , aber…… :   DU packst   ES !!!!!!!   herzlichst Ursa

    13. März 2007 um 16:33

  3. Mon

    Hallo Elke,
    Tamoxifen, ist ein Anti-Östrogen. Das wirst du 5 Jahre nehmen müssen. Es ist normalerweise ganz gut verträglich. Es kann nur sein, das du etwas an Gewicht zulegst, hält sich aber in Grenzen.
    Bei mir traten kaum Nebenwirkungen auf, bis auf ein paar Pfund zuviel auf der Waage.
    Ich hoffe du packst das auch, herzlich Monré
     

    12. März 2007 um 21:51

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